Nachtrag zu: Ausbildung und Qualifikation des Personals in Artotheken

Gudrun Calov (Professorin an der Hochschule der Medien Stuttgart)


Vierzehn Jahre sind seit dieser Beschreibung von Ausbildung und Qualifikation vergangen, und seitdem hat sich vieles verändert. Die damalige Fachhochschule für Bibliothekswesen in Stuttgart, deren Ausbildung ich an Beispielen vorstellte, wurde zur Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen und ist seit 2001 als Fachbereich 3 Information und Kommunikation (IuK) ein Teil der Hochschule der Medien in Stuttgart, der bundesweit größten Hochschule für Medienberufe.
Es ging in der Ausbildung nicht um ein neues Berufsbild Artothekar, sondern um die Integrierung neuer Ausbildungsinhalte in die vorhandenen Studiengänge auf dem Gebiet des Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesens.

Teile der für Artotheken notwendigen Ausbildungsinhalte wie Kulturmanagement, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellungsorganisation, EDV- sowie Verwaltungskompetenz waren als Pflicht- und Wahlpflichtangebote in den bisherigen Ausbildungsgängen integriert. In dem neuen Fachbereich 3 Information und Kommunikation gibt es nun einige Änderungen. Der neue Fachbereich bildet Medien- und Informationsexperten aus. Es gibt ein breites Spektrum an Studiengängen, zwei Bachelor und zwei Diplomstudiengänge mit je 7 Semestern, außerdem drei postgraduale Studiengänge, davon einer als Teilzeitstudiengang.

Grundständige Studiengänge sind:

   Diplomstudiengang Bibliotheks- und Medienmanagement
   Studienrichtung: Bibliotheken und Informationseinrichtungen
   Bachelorstudiengang Bibliotheks- und Medienmanagement
   Studienrichtung: Medien- und Kommunikationsmanagement
   Diplomstudiengang Informationswirtschaft
   Bachelorstudiengang Informationsdesign

Postgraduale Studiengänge sind:

   Masterstudiengang Bibliotheks- und Medienmanagement
   Masterstudiengang Informationswirtschaft
   Musikbibliothekarisches Zusatzstudium

Seit der Studienreform 2000 sind alle Studiengänge modular aufgebaut, für die einzelnen Module werden Leistungspunkte nach internationalen Standard (ECTS) vergeben. Diese Studienreform 2000 brachte einschneidende Veränderungen für die grundständigen Studiengänge. Die Trennung der Ausbildung für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken wurde aufgegeben zugunsten eines gemeinsamen Studiengangs Bibliotheks- und Medienmanagement mit Abschluß Diplom für Bibliotheken und Informationseinrichtungen und Bachelor für Medien- und Kommunikationsmanagement.

Die Studierenden erhalten in den ersten Semestern die Grundlagen der Informationstechniken, Textverarbeitung und -gestaltung, formale Erschliessung und Informationsvermittlung, so daß auf dieser Grundlage im Hauptstudium die Wahlmodule aufbauen können.

Ausbildungsinhalte für eine Tatigkeit in Kunstausleihen wie Kulturmanagement, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellungsorganisation, EDV- und Verwaltungskompetenz sind nach den neuen modularen Curricula im Studiengang Bibliotheks- und Medienmanagement integriert. Was zu den speziellen Aufgaben eines Artothekars gehört, wird zusätzlich in Wahlmodulen Artotheken angeboten. Das beginnt mit einer Übersicht über die historische Entwicklung von Kunstausleihen, Typologie von Kunstverleihstätten.

Erster Schwerpunkt: Bestandsaufbau, Erschliessung. Präsentation, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Arbeitstechniken, Finanzierung und Finanzierungsmodelle und Rechtsprobleme unter Berücksichtigung des Einsatzes von Informationstechniken und neuen Medien in Artotheken, www Angebote von Artotheken im Internet, Diskussionslisten, internationale Zusammenarbeit, "Artotheken"-geeignete Dokumentationssoftware. Zweiter Schwerpunkt: zeitgenössische graphische Techniken, aber auch zeichnerische und malerische Techniken in der gegenwärtigen Kunstszene.

Übersicht über die zeitgenössische Kunst, Probleme der Einordnung und Zuordnung von zeitgenössischen Künstlern und Kunstströmungen, Vermarktungsstrategien, Probleme des Kultursponsorings.

Dritter Schwerpunkt: Erstellung von alphabetischen Künstlerkatalogen mit Formalerschliessung von Kunstblättern auf Musterbögen und in Inventaren, einschließlich der computergestützten Inventarisation.

Vierter Schwerpunkt: Versuch einer inhaltlich sachlichen Erschliessung zum Beispiel in Motivkatalogen, kritische Analyse von Kultur-, Kunst- und Bilddatenbanken, Arbeitsfelder in weiteren kulturellen Bereichen, z.B. Galerien, Auktionshäusern, Ausstellungsvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung.

Die Wahlmodule sind auf die neuen Anforderungen aus der Praxis abgestimmt. In den Wahlmodulen Artotheken des Fachbereichs 3 der HdM können einige Grundkenntnisse und Anregungen für die Tätigkeit im Kunstverleih vermittelt werden. Das Wesentliche für diesen Beruf lernt man durch Erfahrungen in der Berufspraxis.

Daher wird die Nähe zur Praxis gesucht. Partnerschaften zu Artotheken, zu dem Artothekenverband Deutschland e.V. und zu weiteren kulturellen Institutionen werden ausgebaut.

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